Mellingen. Theoretisch dürfte das Lyonel-Feininger-Gymnasium Buttelstedt/Mellingen nicht klagen. Zumindest in diesem Schuljahr ist es auf dem Papier ausreichend mit Pädagogen versorgt. 39 fest angestellte Lehrer, fünf Lehramtsanwärter und zwei Praxisseminar-Studenten unterrichten an beiden Standorten zusammen 477 Schüler. Diese Rechnung funktioniert allerdings nur in der Theorie. In der Praxis hat auch das Gymnasium mit Lehrermangel zu kämpfen  etwa wegen Langzeiterkrankungen im Kollegium, dessen Altersdurchschnitt vergleichsweise hoch ist. Zwar sei es noch möglich, den Unterricht so zu organisieren, dass sich für jeden einzelnen Schüler nicht zu viele Ausfallstunden anhäufen. "Dennoch leidet die Kontinuität in der Arbeit darunter. Wir brauchen für solche Fälle personelle Reserven, insbesondere bei Fremdsprachen und Naturwissenschaften", sagte Schulleiterin Birgit Licht. So kam es nicht von ungefähr, dass sich das Feininger-Gymnasium gestern Vormittag am landesweiten Aktionstag gegen Unterrichtsausfall und Lehrermangel beteiligte. Während in Erfurt die Landeseltern- und -schülervertreter zur Demo vor den Landtag riefen, hatten die Lyonel-Feininger-Gymnasiasten in Buttelstedt und Mellingen aus diesem Grund ihre erste und wohl auch letzte Schülerversammlung des laufenden Schuljahres einberufen. In Mellingen hatten sich der 17-jährige Schülersprecher Axel Schorcht aus Großschwabhausen sowie die Zehntklässlerin Dana Rottleb aus Vippachedelhausen den Hut aufgesetzt, um den Aktionstag zu organisieren und zu moderieren. "Unsere Lehrer machen mehr, als sie müssten", betonte die 16-jährige Dana  und erntete damit spontanen Beifall ihrer Mitschüler. Dennoch sei der Unterrichtsausfall mit Überstunden nicht vollends zu verhindern. Vor allem die jüngeren Gymnasiasten müssten damit leben, dass hin und wieder Fachlehrer abgezogen werden, um die Älteren auf die Prüfungen vorbereiten zu können. Ohnehin brauche das Gymnasium in Zukunft neue Pädagogen, da hier zahlreiche Lehrer in den nächsten Jahren ihren Ruhestand antreten. Weit in die Zukunft muss die Schulleiterin indes nicht blicken, um den nächsten personellen Engpass zu erkennen  angesichts der steigenden Schülerzahl. Der Absolventenjahrgang, der das Gymnasium in diesem Jahr verlässt, ist nur eine 12. Klasse stark. Dafür rücken im kommenden Schuljahr gleich drei neue 5. Klassen nach. "Ich weiß noch nicht, wie das ohne Verstärkung des Kollegiums gehen soll", meinte Birgit Licht. Auf schnelle Hilfe des staatlichen Schulamtes könne sie dabei wohl kaum bauen. Schließlich sehe es an anderen Schulen in Thüringen noch drastischer aus. Davon, dass auf den Zeugnissen wegen Unterrichtsausfalls bestimmte Fächer unbenotet bleiben, seien Mellingen und Buttelstedt weit entfernt. Als Gesprächspartner des Aktionstages hatten sich die Mellinger Gymnasiasten neben Landeselternsprecher Olaf Hollunder den Landrat Hans-Helmut Münchberg sowie Bürgermeister Eberhard Hildebrandt eingeladen. Ein Gast, der fürs Personal an hiesigen Schulen verantwortlich zeichnet, fand sich damit zwar nicht in der Runde. Dennoch hatten auch Bürgermeister und Landrat einiges beizusteuern, wie sie zum Schulstandort beitragen. "Es gibt den Grundsatz: Alles , was die Schule braucht, muss sie haben", betonte Münchberg als vorderster Vertreter des Schulträgers. Womit sie über das wirklich Notwendige hinaus ausgestattet werde, hänge am Geld, das dem Kreis zur Verfügung steht. Elternsprecher Olaf Hollunder machte auf Notwendiges aufmerksam. Das Schulgebäude brauche neue Elektrik. Zudem könne es keine Dauerlösung sein, dass der Sportplatz mit dem Pausenhof identisch sei. Und schließlich legen die steigenden Schülerzahlen nahe, dass das Gymnasium die nächsten neuen Klassenräume benötige. Das Umfeld der Schule zu gestalten, ist Sache der Gemeinde. Deren Bürgermeister Eberhard Hildebrandt verwies denn auch darauf, dass die Gemeinde Mellingen in diesem Jahr vor dem Schulkomplex weitere Parkplätze schaffen werde.

Jens Lehnert / 02.06.17